Deutscher Gewerkschaftsbund

17.01.2013

Kundgebung 16.01.2013 Frankfurter Rundschau

Harald Fiedler, Vorsitzender

DGB Region Frankfurt-Rhein-Main

DGB Stadtverband Frankfurt am Main 

bei der Solidaritätskundgebung mit den Beschäftigten der Frankfurter Rundschau am 16.01.2013

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Ihr habt in den letzten Jahren geblutet, habt verzichtet auf Einkommen und Freizeit.

Habt Euch engagiert für das Unternehmen Frankfurter Rundschau, als wenn es Euer eigenes wäre.

Habt die Frankfurter Rundschau wieder zu hoher Akzeptanz bei LeserInnen und Kunden gebracht.

Der Dank dafür darf nicht im Verlust des Arbeitsplatzes enden.

Die Solidarität der LeserInnen und Anzeigenkunden ist ungebrochen.

Wir wollen auch in Zukunft unsere FR lesen.

Eine Zeitung, die zur Demokratie gehört, wie das Recht wählen zu dürfen.

Eine Zeitung und ihre Redakteure, die nicht scheuten immer wieder Skandale aufzudecken. Wie die Affäre um die vier suspendierten Steuerfahnder oder die zögerliche Aufklärung des Verfassungsschutzes um die NSU-Morde.

Dank Eurer Recherchen konnten wir im DGB Haus eine Ausstellung präsentieren, durch die öffentlich wurde, dass seit 1999 über 200 Menschen in unserem Land von Nazis ermordet wurden.

Das Aus der FR würde eine aufklärerische und demokratische Lücke hinterlassen, die zu füllen wohl kaum jemand in der Lage und dazu bereit wäre.

Die Rundschau ist eine der ersten Zeitungen in unserer Demokratie.

Sie hat erheblich mit dazu beigetragen, dass Themen wie Mitbestimmung und Wohlstand auch bei Arbeitnehmern angekommen sind.

Sie hat soziale Gerechtigkeit immer auch im Fokus gehabt und Parteien wie Gewerkschaften ein Forum geboten, ihre diesbezüglichen Anliegen zu transportieren.

Mit einem Aus der Frankfurter Rundschau wird diese Gesellschaft ein weiteres Stück nach rechts rücken, soziale Themen in der Medienlandschaft möglicherweise nur noch als Randnotizen vorkommen.

Es steht mehr auf dem Spiel, als nur das Verschwinden eines Unternehmens oder der Verlust von Hunderten von Arbeitsplätzen.

Es geht um Presse- und Meinungsvielfalt in einer Dimension ohne Bespiel.

Den wirklichen Verlust werden wir als Gesellschaft vielleicht erst in ein paar Jahren bemerken.

Wir stehen hier für einen Fortbestand Eurer Arbeitsplätze, ja wir stehen hier aber auch für eine Zeitung, die diese Demokratie bedeutend mit geprägt hat.

Deshalb, die Frankfurter Rundschau darf nicht sterben.

Die bisherigen Eigentümer stehen heute in besonderer Verantwortung aber auch die Politik. Ihr erwartet zu Recht, dass diese sich über das übliche Maß hinaus engagieren.

Wenn es jetzt zu aller erst um den Fortbestand von Verlag und Druckerei geht, so ist es wichtig und richtig Forderungen aufzustellen für den Fall X.

An die Eigentümer oder mögliche Übernehmer sei appelliert, Verantwortung gegenüber allen Beschäftigten walten zu lassen.

Eine Insolvenz, wie bei Neckermann oder Schlecker, wo die Beschäftigten leer ausgingen, wäre für Euch eine genauso große Sauerei.

Die Mediengruppe Du Mont-Schauberg und die SPD-Holding ddvg dürfen sich nicht auf eine Stufe stellen mit US-amerikanischen Headgefonds oder Schleckerpatronen.

Sie haben als Unternehmen und parteigetragene Holding einer sozialen Marktwirtschaft Rechnung zu tragen.

Sie dürfen sich Ihrer Verantwortung nicht entziehen, für eine angemessene Abfindung und einer Transfergesellschaft.

Ihr, die Beschäftigten, viele mit jahrzehntelanger Treue zum Unternehmen, habt Anspruch auf finanzielle wie organisatorische Unterstützung.

Wenn schon der Arbeitsplatz für einige oder alle verloren geht, so muss Euch eine Perspektive auf einen neuen Arbeitsplatz eröffnet werden.

Unsere Solidarität gilt auch den vielen indirekt Betroffenen, wie den Austrägern oder den bei Zulieferern Beschäftigten.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

ich darf Euch die Solidarität des DGB wie die der Frankfurter Mitgliedsgewerkschaften zusagen.

Kämpfen wir gemeinsam für Euch, die Frankfurter Rundschau ob für Verlag oder Druckerei. Und wenn es auch dem ein oder anderen als altbacken daher kommt, aber „wer nicht kämpft, der hat schon verloren“.

Diese Erkenntnis hat nichts an Aktualität verloren.

Solidarität


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